Sonntag, 10. November 2013

Unter die Erde! Ein Gruss aus der hoechstelegensten Stadt der Welt!

Wer nicht in der Silbermine war, der war gar nicht in Potosi. Das war der Satz, den wir immer wieder zu hoeren bekamen, und was uns zum nachdenken brachte, ob wir das wirklich unterstuetzen wollen. Und das ist das Resultat: JA! Macht es! Aber nicht mit Touren, die im Hostel oder ueber riessige Touriagenturen angeboten werden. Macht es ueber eine Agentur, die von frueheren Minenarbeitern selbst organisiert wurde und die die Touren selbst leiten. Ist zwar teurer, aber bringt letztendlich einige Vorteile: zum einen unterstuetzt man nachhaltigen Tourismus, zum anderen haben sie einige Insiderinfos!
Die Tour war richtig richtig spannend. Der erste Stopp, nachdem wir die Agentur morgens mit 4 anderen Leuten und unserem Fahrer und unserem Guide, Efraim, verlassen hatten, war der Markt, auf dem auch die Minenarbeiter einkaufen, und wir haben das Dynamit und alles gezeigt bekommen und Geschenke (Coca-Blaetter und Getraenke) fuer die Minenarbeiter eingekauft. Als naechstes gings dann zum Haus, wo wir die Klamotten und Ausruestung bekommen - eine Hose und einen Kittel, dazu Gummistiefel und einen Helm mit einer Stirnlampe - die war auch wirklich noetig! Aber bevor wir letztlich zu den Minen fuhren, gings erstmal noch zur Fabrik, wo das Material, dass aus den Minen kommt, verarbeitet wird: Unser Guide meinte nur "Ihr koennt alles anschauen, aber nichts anfassen" - ah ja. Man lief naemlich ueber ein paar wackelige Bretter, waehrend rechts und links Saeure war, die den Stein zersetzt hat, weil das meiste nicht das eigentliche Silber und Zink ist, sondern einfach nur Stein.
Von dort aus gings dann weiter zu den Minen und wir wateten erstmal durch knoechelhohes Wasser (danke an die Gummistiefel ;) ) und es ging durch die Mine Rosario, eine der aeltesten im Cerro Rico, noch aus der Zeit der Spanier, die die Stadt Potosi ja nur auf Grund der Silberadern in diesem Berg gebaut hat. Es gibt aber mittlerweile mehr als 180 Minen in diesem Berg, in jeder Mine arbeiten Gruppen von 3-6 Personen, meistens Familien, also Vater, Onkel, Cousins und Brueder. Das traurige hierbei ist, dass auch oefters Kinder hier unter Tage schuften muessen. Auch unsere Guide hat mit 13 angefangen hier zu arbeiten, der andere sogar mit 10... Das liegt daran, dass die Bildung hier nicht so hoch ist, und Bolivianer eher koerperlich anpacken, als mit dem Kopf zu arbeiten, da sie ihre Familie mit koerperlicher Arbeit frueher ernaehren koennen, statt noch jahrelang nichts zu verdienen, waehrend sie zur Schule und Uni gehen... Traurig. Genauso, wie das Bolivien so arm ist. Muessten sie gar nicht sein, bei den ganzen Mineralvorkomnissen in ihrem Land, nur leider haben sie keine Moeglichkeit, um die Sachen auch zu verarbeiten, so werden sie erstmal exportiert, um dann wieder teuer zurueck zu kommen...
Potosis Silberminen bringen hoechstens noch fuer die naechsten 30-40 Jahre Ertrag. Und was passiert dann? 80 Prozent der Menschen hier leben naemlich von den Minen, also prinzipiell die ganze Stadt...
Unter Tage war tatsaechlich ziemlich schlechte Luft und wir waren froh ueber die Tuecher, die uns zuvor ausgeteilt wurden, um sie uns um Nase und Mund binden zu koennen.Teilweise mussten wir auch ziemlich gebueckt durch die Gaenge laufen, was auf Dauer schon etwas anstrengend wird. Ich war auf jeden Fall froh, wieder ans Tageslicht zu kommen, auch wenn es eine interessante und lehrreiche Erfahrung war, die Arbeit der Minenarbeiter zu sehen und deren Hintergrund zu entdecken. Ach ja, was noch gesagt werden muss: Die Regierung unterstuetzt die Silbermine nicht mehr, bzw. hat keine eigenen Anteile, da es nicht rentabel war mit fest angestellten Minenarbeitern, da diese dort meistens nur geratscht, aber nicht gearbeitet haben. Deshalb ist jeder Minenarbeiter jetzt fuer sich selbst verantwortlich, bzw. eben in seiner Gruppe organisiert (keiner arbeitet alleine), und dass was er erwirtschaftet, das hat er dann schlussendlich fuer seine Familie. Deshalb arbeiten manche auch 7 Tage die Woche, damit sie mehr Geld haben...

Sonst waren wir hier noch wandern, auf 4600 m oder so. Gestartet haben wir allerdings schon auf einer Hoehe von 4200m :D Aber war ne coole Wanderung, auch wenn wir ein bisschen anders gelaufen sind, als wir geplant hatten, weils keine markierten Wanderwege gibt, man laeuft einfach auf irgendeinem Pfad, den man gerade entdeckt, ungefaehr in die Richtung, die man denkt richtig zu sein :D Aber dort oben, beim ersten See haben wir einige Lamas gesehen :)

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